WOW – er schreibt schon wieder!
Hallo ihr Lieben,
heute ist World Mental Health Day! Was bedeutet das? Mental Health – psychische Gesundheit…oft wird das nicht wirklich als Krankheit angesehen. Dieser Tag ist dazu da, um das Augenmerk gezielt auf dieses wichtige Thema zu lenken. Psychische Erkrankungen in den Mittelpunkt zu richten – auch für die breitere Masse, die keinen Berührungspunkt damit haben. Ich werde euch unten auch einen Link von der Deutschen Depressionshilfe reinpacken!
Was will ich dazu jetzt schreiben? Genau DAS!
Seit der Realschule wurde ich gemobbt. Ich war immer der dicke, der schwule, das Mädchen und vieles mehr. Mittlerweile kann ich darüber lachen oder zumindestens lächeln, weil vieles aus der Unsicherheit der anderen entsprungen ist. Hat mich das geprägt? Ja, es hat mich aufjedenfall geprägt und auch die ein oder andere Narbe hinterlassen.
In meinem Arbeitsalltag und meiner Pubertät ging es weiter…“Du fette Schwuchtel“ – „Was bist du eigentlich Junge oder Mädchen?“ – „Du bist einfach hässlich“ – „Mit so jemanden will ich nicht zusammenarbeiten!“…und vieles mehr. Ich wurde bespuckt auf offener Straße und manche Mitbürger dachten auch ich hätte kein Recht auf einen Sitzplatz oder eine Meinung. Ich sollte mich immer verändern. Meine Mutter wollte auch das ich eher Baggyhosen trage anstatt Schlaghosen.
Verändern sollte ich mich immer! Erstens um anderen zu gefallen! Zweitens um in die Gesellschaft zu passen und zum Schluss damit ich meine Arbeit nicht verliere. Ich hab es nie gemacht. Ich wollte es nicht. Ich bin stark und das ist mein Leben. Die Narben wurden immer mehr. Mein Herz immer zerbrochener und mein Vertrauen nahm sich Urlaub mit einem One-Way-Ticket. Ich hab an mir gearbeitet immer gelacht und gelächelt egal wie es mir ging.
Hat mich jemand wirklich gefragt wie es mir geht? Nein, es waren immer diese oberflächlichen Floskeln. In mir war Krieg! Mein einzigstes Ziel war mich selbst zu zerstören. Das was andere Menschen versucht haben wollte ich nun selbst machen. Ich habe mich nie gut genug gefühlt und das tue ich auch heute noch nicht so ganz, obwohl ich es schon sehr weit geschafft habe. Ich wurde depressiv. In der heutigen Zeit klingt es schon fast wie ein Klischee, weil glücklicherweise immer mehr Menschen dazu stehen und es öffentlich teilen. Man hat diese Krankheit schwarz auf weiß und trotzdem denkt jeder sie wäre nicht existent. „Man sieht ja gar nichts“ – es ist kein typischer gebrochener Arm. Es ist kein Schnupfen und auch keine Bindehautentzündung.
Ich denke so ganz verstehen können andere Menschen es nicht, wenn sie es nicht selbst erlebt haben oder erleben. Man lebt mit einer Depression. Sie ist wie ein Freund – sehr loyal. Man führt ständig einen Dialog mit sich selbst und mit den Fehlern die man scheinbar macht. Fehler, die zum Leben dazugehören und einen stärker und klüger machen. Wo hab ich Sie kennengelernt? Wie ist diese Beziehung entstanden und wann kann ich mich endlich trennen?
Bei mir liegt viel in der Kindheit und Jugend begraben. Kleine Narben die immer wurden. Die Angst. Die Angst, nicht geliebt zu werden. Vergessen zu werden und einsam zu sein. Die Schläge durch meinen Ex-Freund. Die Dinge, die mit mir gemacht wurden, die ich nicht wollte. Die Frage warum ich mich nicht gewehrt habe und das ständige „klein bei“ geben.
Es gab Tage an den wollte ich nicht mehr. Ich wollte nicht mehr diese leere spüren. Die Sonne war mir zu hell. Die Nacht war zu dunkel. Die Stunde zu kurz und die Minute fühlte sich an wie eine verdammte Ewigkeit! Mir ging es gut, wenn ich geschlafen habe. Ich durfte aber nicht träumen. Der Weg überhaupt einschlafen zu können war wie ein Spießrutenlauf. Jede Nacht bis heute schwirren tausend Fragen in meinem Kopf und dann aufeinmal Dunkelheit. Es ist leer. Es ist schwarz. Kalt und einsam.
Ich kann das Gefühl nicht wirklich beschrieben. An manchen Tagen bin ich der glücklichste Mensch. An anderen Tagen bin ich todtraurig und philosophiere über den Sinn des Lebens und warum ich überhaupt hier bin. Mich zu lieben ist bestimmt schwer, weil ich selbst nicht einmal mit mir und diesen Momenten umgehen kann und konnte. Die Familienmitglieder fragen „Gehts dir schon besser?“ – man weiß das sie es nur gut meinen, allerdings ist das für mich der falsche Weg gewesen. Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt. NEIN! Mir geht es nicht besser aber was soll ich sagen? Keiner versteht wie es in mir aussieht, nicht einmal ich.
Ok. Es ist ein Raum. Dieser Raum ist dunkel und wenn du schreist bleibt deine Stimme einfach stumm. Du bist stumm aber willst schreien. Du willst weg kannst es aber nicht. Der Raum hat keine Fenster. Er ist leer. Leer wie die Gedanken und zeitgleich genauso schwer wie die Narben, die versuchen dir langsam die Luft zum atmen zu nehmen. Kleinste Probleme sind für mich plötzlich riesige Aufgaben gewesen. Ich habe einfach geweint, weil ich nicht mehr konnte. Ich habe mich schwach und verletzlich gefühlt und an den guten Tag wie Herkules. Herkules – der alles schaffen kann und sich Ziele vornimmt. Diese Ziele wurden Träume! Aus diesen Träumen wurden Albträume. Ich habe mich selbst unter Druck gesetzt und die Außenwelt noch dazu.
Nimm Farbe und mach diesen verfickten Raum BUNT!!!
Viele wollten etwas mit mir unternehmen um mich abzulenken. Ich wollte nicht. Ich wollte in meinem Bett sein – ganz allein. Ich wollte den ganzen TV schauen und essen. Essen! Gegessen habe ich immer, wenn ich Frust hatte. Früher waren es Schokorosinen und Mini-Dickmanns…Mit 10 oder 11 Jahren war ich mal wieder alleine, weil ich nicht mehr wichtig war. Wann war ich wichtig und für wen bin ich wichtig? Für niemanden, dachte ich zu dieser Zeit. Diese Zeit spielt vor ca 5-6 Jahren. Ich war 23 und irgendwie am Ende meiner Kräfte. Ich wollte nicht mehr und hab es auch versucht zu beenden. Keiner hat es gemerkt, keiner wollte es merken.
Ich mache niemanden einen Vorwurf daraus. Es ist nicht einfach, wenn man sich komplett abschottet ein Gespräch zu führen. Ich wollte auch nicht sprechen. Ich war wie ein Hülle. Jeden Tag zur Arbeit und nachhause. Ich bin zusammengebrochen unter der ganzen Last von 13 Jahren. Ich hab mir Hilfe gesucht und habe daran gearbeitet. Es ist nicht schlimm schwach zu sein, wenn du dir helfen lässt. Ich habe heute auch schon geweint. Wieso? Hmm, weil ich verletzt war und auch erschrocken über mich selbst. Ich habe mich viel zu schnell geöffnet und hatte gehofft mich findet jemand gut. MICH!! Mich, der sich immer noch fett fühlt und gar nicht so heiß wie manche denken. Meine Unsicherheit wird oft als Arroganz ausgelegt, allerdings weiß ich nicht wie ich mich verhalten soll. Früher wurde immer gleich irgendwas blödes gesagt oder „du gehörst hier nicht dazu“. Gehör ich jetzt dazu?
Haha, das war der Witz des Tages. Plötzlich war da wieder diese Ausweglosigkeit. Diese schwere Traurigkeit und dieser Raum. Ich habe aber mittlerweile die Tür gefunden. Ich besuche ihn eben nur noch und wohne nicht mehr darin. Ich bin mir sicher, dass er auch bald Fenster haben wird und ich ihn immer heller bekommen werde. Das schreiben hilft mir oft mich zu sortieren. Mich richtig auszudrücken und zu vergessen. Die Narben verheilen aber es kommen auch immer wieder neue Wunden dazu. Jeder Mensch hat doch Probleme, oder? Die Glücklichsten scheinen sogar traurig.
Meine Verlustängste bringen mich manchmal um den Verstand und ich weiß nun auch wieso ich oft „nachgebe“ oder mir mehr gefallen lasse. Damit ich eben keinen verliere, allerdings ist das mehr als FALSCH! Selbst, wenn man in einer depressiven Phase allein sein möchte so gern hätte man auch endlich jemanden bei sich. Man stößt zwar immer die wichtigen Menschen von einem weg aber das ist ein Fluchtreflex? Oder die Angst für den Partner zu schwer zu werden. Versteht ihr was ich meine? Man wird eine Last für den anderen. Das denkt man zumindestens…und es stimmt nicht! Eine Depression ist ein Komplexes Thema und es gibt soviel unterschiedliche Definitionen und Krankheitsbilder. Ich bin definitiv KEIN Experte, allerdings wollte ich einfach mal teilen wie es so bei mir aussieht.
Heute an diesem Tag wollte ich einfach mal wieder was zu diesem Thema schreiben. Ich lache, aber bin ich wirklich glücklich? Ist es vielleicht nur ein Schutzschild damit man meinen inneren Kampf nicht bemerkt? Es ist immer eine Mischung aus beidem. Nicht jeder Tag ist gleich und nicht jeder Mensch. Wir sollten dieses Thema von psychischer Gesundheit ernst nehmen und nicht belächeln. „Ist doch nur eine Depression“ oder “ Was wieder ein Burn Out!“. Es ist nicht „NUR“ etwas… es ist etwas wichtiges!
In der heutigen Zeit leiden immer mehr Menschen an diesen Krankheiten. Man sollte sich vielleicht die Frage stellen wieso es dazu kommt. Für mich persönlich habe ich einige Gründe gefunden… Mein familiäres Umfeld und die Gesellschaft. Dieses ständige besser sein zu müssen, als jemand anderes. Der soziale Druck gegenüber dem Aussehen und der perfekten Erscheinung. Das schnelle Lieben ohne wirklich zu lieben. Du musst funktionieren! Immer!
Ich möchte das ihr wisst, dass man nie alleine ist. Ich weiß, dass ist wirklich schwer! Ich wollte mein Leben damals nicht mehr und ich bin froh das ich es noch habe, selbst wenn es manchmal verdammt schwer ist. Es ist schwer man selbst zu sein. Es ist schwer in diesen dunklen Raum in seinem Kopf zu kommen und plötzlich schwach zu sein. Ich habe mittlerweile die Tür gefunden und das könnt ihr auch! Es ist eben wie eine Freundschaft – sehr loyal und trotzdem hat man Zeit für sich! Vergesst nie das man Hoffnung nicht verlieren kann. Ihr werdet geliebt und jeder verdickte Stein auf eurem Weg bringt euch nur zu der großen Villa – erbaut aus den Steinen, die ihr schon aus dem Weg geräumt habt.
Fühlt euch gedrückt! Denkt dran – nur weil man es nicht sieht ist es nicht weniger wichtig oder verletzend!
Euer Ratho