Eine Rolle, die man erfüllen muss.

irgendwie fühlt es sich komisch an wieder zu schreiben, als hätte ich eine Blockade entwickelt. Angst davor meine Gefühle zu teilen und mich unverstanden zu fühlen. Eine Meinung aufgedrückt zu bekommen nach der ich gar nicht gefragt habe und doch im Austausch stehen zu wollen.

Es sind fast zwei Jahre her das hier etwas neues erschienen ist. In dieser Zeit ist soviel passiert – unbeschreiblich viel mit mir.

Zuerst kam Corona und die Gesellschaft hat sich in zwei Lager gespalten und jeder hatte eine Meinung und die optimale Lösung für ein globales Problem. „Ach das dauert zwei bis drei Wochen und dann ist alles wieder normal! Is halt ne Grippe und bis das zu uns kommt dauert es sowieso!“ – Ja, so habe ich noch im Februar gedacht, als ich das letzte mal auf einem Konzert war bevor mein komplettes soziales Leben auf 0 gesetzt worden ist. Es war eine Entschleunigung. Die Welt stand für ein paar Augenblicke still und hat ihre Schönheit gezeigt. Delphine kamen an die Küsten, Smog war nicht mehr sichtbar und Korallenriffe erholten sich. Sind wir doch ehrlich – der Mensch ist das größte Problem auf diesem Planeten. Er denkt, er wüsste alles besser und wäre so schlau um alles berechnen und vorhersehen zu können. Bitch listen – thats not right!

Ich bin mit 180kmh ungebremst gegen eine Wand geprallt. Meine Innereien wurden herausgerissen und mein Körper in die „Nichtexistenz“ zerquetscht. Ja, so fühlte es sich an! Ich konnte beobachten wie still und langsam mein inneres verwesen begonnen hatte. Der plötzliche Stillstand, die viele freie Zeit und keinen richtigen Tagesablauf mehr zu haben machten mir zu schaffen. „Hey, voll geil wir haben Urlaub!!! Wir müssen niemanden sehen und können auf der Couch chillen und Serien gucken!“ – diese Euphorie hielt nicht lange an. Die Serien waren zu Ende geschaut, die Couch war durchgelegen und meine Psyche fing an Jenga zu spielen. Ein Lockdown folgte dem nächsten und man durfte, wenn man Glück hatte eventuell 2 Wochen arbeiten bevor wieder alles zu Ende war. Das Ende. Es war nicht in Sicht! Die Menschen fingen an zu protestieren und gingen auf die Straße. Sie fingen an alles in Frage zu stellen und das mit sehr seltsamen Methoden. Querdenker!

Querdenker – man musste aufpassen was man sagte um nicht in eine Ecke gedrängt zu werden. In eine Ecke voller Verschwörungen und falscher Tatsachen. Es war die „Pissecke“ die jeder Bahnhof hat – stinkend nach Urin. Selbst wenn man sich an alle Maßnahmen gehalten hatte und trotzdem etwas kritisierte wurde man kritisch begutachtet. Mal ehrlich gesprochen – viele Dinge haben sich widersprochen aber man kann es doch sowieso nicht ändern. Anfangs haben alle noch auf „gemeinsam schaffen wir das“ getan um ein paar Monate später gegen die Gemeinsamkeit zu wettern. Es gab keine Hefe, kein Klopapier und keine Nudeln. Ich muss sagen, dass hat mich gar nicht so gestresst! In dieser Zeit hätte ich sowieso soviel scheißen können da hätte kein Klopapier der Welt gereicht.

In mir war es schwarz. Der Regen tropfte auf den Asphalt und es klang wie ein Vorschlaghammer der sich in mein Hirn bohren wollte. Die Sonne verbrannte meine Haut und ich wünschte es wäre nur noch Asche übrig geblieben. Mental ging es mir nicht gut und geht es mir auch immer noch nicht besser. Es ist wie eine Achterbahnfahrt…man küsst die Euphorie am höchsten Punkt und die Traurigkeit reißt dir dein Herz in zwei. Sie frisst es vor deinen Augen und spuckt es in dein Gesicht untermalt von Kommentaren und Meinungen aus deinem Leben. Ich wollte weg und konnte nicht, Ich durfte nicht raus und wollte es! Wo waren die Konzerte, die Partys, die Menschen und die Freiheit? Einfach weg? Scheinbar! Schwer vorzustellen das es so etwas mal geben wird. Kinder die ihre Geburtstage nicht feiern können, Babys die geboren werden ohne ihre Väter und Beerdigungen ohne Familien.

Die Welt fing an sich locker zu machen.

Personen mit halben Gesichtern waren der Alltag. Ich fand es super! Man sollte Abstand halten was natürlich nicht mehr gelungen ist. „Eigenverantwortung“ – haha sag das mal der Bevölkerung. Am Anfang laut schreien, dass alles schrecklich ist und es soviel Todesfälle gibt und im selben Atemzug streichelt ihre Maske mein Ohr. BITTE BLOß NICHTS SAGEN!!!! Die Geschäfte durften wieder öffnen und man freute sich in ein Gartencenter zu fahren. Ich musste wieder arbeiten und konnte es nicht. Es war so, als hätte man mir eine Zwangsjacke angezogen von der Marke „Lockdown“. Soviel Eindrücke und mein psychisches Gerüst kurz vorm Einsturz haben es unmöglich gemacht. Die Personen durften langsam zurück in ihren Alltag, allerdings merkte man sehr schnell das die Zeit spuren hinterlassen hat. Die Menschen waren schlimmer als je zuvor und sind es noch. Egomanen. Wo vor ein paar Wochen noch Dankbarkeit mitgeschwungen ist und ein „ich bin so froh, dass ihr wieder da seid!“ kam nur noch ein „WIESO SOLL ICH DEN SCHEIß KORB NEHMEN!“ etc. Eine Grundaggressivität hat sich eingeschlichen und die Unzufriedenheit der letzten Monate wird an allem und jedem ausgelassen. By the Way – danke dafür!

Maskenpflicht wurde eher zu einer „ich trage sie unter der Nase – Pflicht“ oder „ich diskutiere Pflicht“. Angestellte im Einzelhandel mussten nur medizinische Masken tragen und man durfte sich sämtliche Beschimpfungen anhören und Fragen wie „Ach, SIE müssen keine FFP2 Maske tragen oder was? Ich schon – IST JA WOHL EIN WITZ!“ . Der einzige Witz bist du! Sie dachten wir hätten diese Regeln erfunden und sie damit ärgern wollen. Schwachsinn. Während ich mir diese Gespräche und Diskussionen jeden Tag gegeben habe musste ich feststellen, dass ich am Ende meiner Geduld und auch Aufnahmefähigkeit für Arschlöcher war. Ich wollte auch gar nicht mehr. Nicht mehr diskutieren, nicht mehr erklären und schon gar nicht mehr leben. Das Leben war doch sowieso nicht lebenswert. Diese ständigen Meinungen, die dir ungefragt ins Gesicht geschissen werden habe ich nicht mehr ertragen. Ich habe nach einer Leiter gesucht, die mich aus diesem tiefen loch holt aber keine gefunden. Man spielt irgendwann eine Rolle und wird zum „Clown“. Ich habe versucht meine Psychische Verfassung zu überspielen und der „Happy Boy“ zu sein. Ist mir auch echt gut gelungen…. sometimes.

Habe viel nach den Gründen gesucht und auch versucht Kontakt zu einigen aufzunehmen. Meine Mutter fand dies sehr amüsant und schrieb „LOL“ zurück. Danke dafür! Ich verlief mich immer mehr in einem Labyrinth aus Selbstzweifeln, Traurigkeit und Angst vor der Zukunft. Ich googelte wie ich alles hinter mir lassen könnte. Geschlafen habe ich auch viel im Wechsel mit heulen und Tobsuchtsanfällen und unverstanden fühlen. „Ich verstehe wie es dir geht!“ Nein, sorry das kannst du nicht! Das kann niemand, wenn er nicht selbst in so einer Lage war oder ist. Eine Depression ist eben eine toxische Beziehung. Probs auf dem Weg noch an meinen EX-Freund, der meinte er müsste sich nach 4 Jahren melden. Hund.

Die Tage vergingen und es stellte sich keine Besserung ein und ich wusste auch nicht mehr was ich machen sollte… Ich ging wieder arbeiten. Hey – ein geregelter Alltag! WOW! Nach einiger Zeit dachte sich dann mein Körper schlapp zu machen. Eine Marschfraktur. „Das gibts einfach nicht!“ – was sollte das denn jetzt? Neben den Schmerzen in meinem Fuss, meinem psychischen „Zauberwürfel“wurde mir dann auch noch unterstellt ich hätte es mit Absicht gemacht. Klar, wer wünscht sich nicht das sein Knochen kleinste Risse hat und der Fuss doppelt so dick ist. Wer wünscht es sich nicht humpelnd trotzdem 10 Stunden zu arbeiten und dann noch sowas gesagt zu bekommen….?! Danke an dieser Stelle.

Da lag ich nun also…. Wieder alleine. Ich war so sauer auf mich selbst und meinen Körper und wollte es nicht akzeptieren. Dieses unendliche Gefühl von innen aufgefressen und ausgespuckt in den Müll geschmissen zu werden war und ist schrecklich. Ich will funktionieren – ich MUSS funktionieren und das tue ich auch nicht mehr. Toll! Hervorragend. Die Ansprüche an mich werde ich nicht erfüllen können und Menschen enttäuschen. Ich bin wertlos und nutzlos. Dieser Teufelskreis war jeden Tag aufs neue eine Geisselung der besonderen Art. Mir hat nichts mehr spaß gemacht. Lieblingsmusik? Bitte mach sie aus! Essen? Nein! Ich habe schon seit meiner Kindheit ein komisches Gefühl zu meinem Körper. Ich bin dick. Curvy oder Plussize haben sie es genannt. Ich war dünn. Es war wieder nicht gut genug. War ich zu fett für meinen Fuss? All diese Gedanken waren in meinem Kopf. Diese Gedanken sind aktuell noch in meinem Kopf. Das Gefühl nicht gut genug zu sein ist immer da. Ich kann es immer fühlen…selbst wenn meine Freunde liebe Kommentare unter die Instagram Realität schreiben.

In mir herrscht eine so krasse Unausgeglichenheit und Rastlosigkeit. Im selben Atemzug aber auch eine totale Erschöpfung von dieser Welt und meinen Mitmenschen. Überall werden Kommentare verfasst und Meinungen in die Welt getragen, allerdings nicht gefragt ob diese gewünscht sind. Nach zwei Jahren Pandemie sind sie noch undankbarer und gewalttätiger geworden. Ja, auch Worte können gewalttätig sein. Rassismus, Homo/Transphobie und vieles mehr haben ein neues hoch erlebt. Es scheint, als müsste jede unzufriedene Seele es in Hass äußern. Ich habe keine Geduld mehr mit Menschen, die es nicht schaffen ihre verschissene Maske richtig zu tragen. Die keinen Abstand halten können und dir einfach ins Gesicht husten oder verrotztes Geld geben. Die versuchen mich in Schubladen zu drücken oder mir IHRE Meinung aufzwängen – danke ich trage bereits eine Zwangsjacke. Die ist sehr eng und ich kann grad noch so atmen. Meine Depression ist wie ein Serienkiller, der dich nicht gleich umbringt sondern Stück für Stück das Fleisch von den Knochen zieht und sich dabei kaputt lacht. Man sieht sich von Aussen, als wäre man Zuschauer. Ich will Zuschauer sein und lieber von aussen beobachten und mich in meinem Safeplace verkriechen. In meinem Zimmer mit zugezogenen Samtvorhängen – nicht nur vor den Fenstern. So könnte man eine Hochphase auch beschreiben – die Gefühle sind wie eine Kinoleinwand kurz bevor der Film beginnt. Ein schwerer Vorhang verdeckt die klare Sicht auf den Bildschirm.

Ich dachte immer mit 30 Jahren wird alles besser. Das feiere ich groß und dann weiß ich auch wohin ich will. Wohin ich will?? Ich will endlich mal das machen was ich möchte und womit ich mich wohl fühle! Ankommen – das würde ich gerne. Meine Geburtstag habe ich ganz Pandemie-like gefeiert mit meiner besten Freundin und Mitbewohnerin vielen Ballons und einer geilen Torte. Zum ersten Mal hab ich selbst bestimmt welchen Kuchen ich gerne hätte und woher. Das stört mich sowieso so sehr, wenn Menschen über den Kopf hinweg entscheiden. Sie leben mein Leben, weil sie es planen. Nein! Einfach NEIN! früher habe ich mich immer beschwert und es einfach gemacht, weil ich dachte das ich im unrecht bin. Ich bin nicht im Unrecht, weil niemand im Recht ist über mich zu bestimmen und meine Zeit einfach zu beanspruchen ohne zu fragen. „Nein“ zu sagen fällt mir heute noch schwer, allerdings muss ich es machen sonst bleibt mir die Luft zum atmen weg. Ihr wollt doch auch gefragt werden, oder? Emotionales Toastbrot hin oder her…. It`s my life!

„Mein Leben“ was heißt das schon? Ich sitze gerade in einer Achterbahn, die ohne Sicherheitsgurte in einem Flugzeug bei starken Turbulenzen transportiert wird. Instabil – vielleicht auch ein wenig labil, zornig und mit Traurigkeit verziert. Ich habe lange eine Rolle gespielt. Welche Rolle? Hmm, die einer Person die immer alles recht machen wollte. Hohe Ansprüche an sich selbst hatte und hat. Wer bin ich aber am Ende des Tages? Das muss ich herausfinden…oder weiß ich es schon? Sind meine Gefühle gerade die Augenbinde, die mich so unklar sehen lässt? Ist mein Umfeld vielleicht das Problem…? Ich schlucke jeden Tag eine Pille für meine Sinne. Künstliche Endorphine. Sie steigern auch den Hunger. Kommt mir nicht mir „Hast du zugenommen?“ Ja, habe ich…und jetzt? Geht es dich irgendwas an? Menschen haben immer etwas auszusetzen oder zu kritisieren.

Aber kommen wir zu dieser Rolle zurück…. Dachte früher immer das nur hetero/bisexuelle Typen auf mich stehen, weil ich etwas femininer bin. Kann sein – ist sogar sehr gut möglich….! Die Frage ist nur ob ich das überhaupt will? Will ich ein Testemonial sein für Männer, die ihre sexuelle Neigung noch finden wollen? Wie geht es mir dabei, wenn man mir das blaue vom Himmel lügt? Eigentlich habe ich keinen Bock mehr darauf! Null – gar keinen!!! Außer ich kenne diese Männer und man hat schon mehr als drei Zeilen geschrieben. Mich kotzen auch diese random Dickpics an. Danke, ich weiß mittlerweile ganz gut wie ein Penis aussieht. Ich weiß auch wie Weißwürste aussehen und möchte diese nicht ungefragt in meinen DM`s haben. Ein Facepic wäre ein guter Anfang…aber das kannst du wahrscheinlich nicht schicken wegen deiner Freundin. Wo wir beim nächsten Punkt wären du Hund. Du hast eine Freundin aber ich soll dir den Schwanz blasen, weil ich es besser kann. Danke – NEIN! Übe mit deiner Freundin und betrüge sie nicht. Es ist eine unterwürfige Rolle die ich manchmal gespielt habe aus Angst niemanden mehr zu bekommen oder zu Daten. Who care`s…. Aus Angst – habe ich es gemacht zeigt schon wieviel Selbstwert ich habe. WOW! Falls ich nochmal jemand finden sollte der mich liebt und nicht nur einen Nutzen aus mir ziehen will werde ich berichten. Ok, eventuell berichten! =)

Will ich noch eine Rolle in der Geschlechterwelt spielen oder einfach nur als ICH angesehen werden? Kann mich noch erinnern, als ich angefangen habe Nagellack zu tragen und immer homophone Sprüche dafür bekommen habe oder rumgeschubst wurde. Jetzt ist es Trend! Trend für die neue Generation, die sich früher lustig drüber gemacht haben. Ich hatte das schon einmal auf Instagram geteilt und mit hatte jemand geschrieben, dass ich doch froh sein soll das sie ihn tragen. Hmm, mir ist es egal ob jemand Nagellack trägt. Man kann aber nicht vor drei Jahren noch sagen das es so schwul wäre und jetzt rennt jeder heterosexuelle Cis Mann damit rum, weil es Trend ist. Wer sagt denn überhaupt ob etwas schwul ist oder hetero/bi? Am Ende sind wir doch nur ein Mensch. Ich finde die Idee hinter dieser blauen und rosa Welt irgendwie falsch. Ich glaube ich kann alles sein, weil ich vieles bin. Ich muss mich nicht Labeln um jemand zu sein. Ich kann Ratho sein. Ohne „ER“ oder sowas…. Manchmal beim shoppen passiert es, dass Mitarbeiter sagen “ das ist die Frauenabteilung“. Ja und…? Ich werde vielleicht männlich nach aussen gelesen aber es heißt nicht das ich mich so fühlen muss. Was sagt es überhaupt aus, wenn ich gerne bei den Frauenklamotten schaue und dann zu den Herren gehe? Nichts, oder? Die Pieces bestehen meistens genauso aus Baumwolle, Viskose oder Plastik. Du bist aber die Person, die es zu etwas besonderem macht. Make-up trage ich auch, weil es mir spaß macht. Jungs tragen jetzt Nailpolish und es ist doch auch egal. Diese Gendergrenzen etwas aufzulockern ist angenehm. Man muss nicht immer in eine Rolle passen oder eine Schublade. Die Gesellschaft macht uns das nur seit der Geburt verständlich.

Meine letzten zwei Jahre waren irgendwie verloren. Ich habe mich verloren und die Welt hat sich langsamer gedreht. Meine Mental Health ist im Arsch aber das ist auch ok, weil ich es angenommen habe.

Falsch! Ich kämpfe jeden Tag mit ihr und hasse mich dafür! Ich hasse mich und meinen Körper, weil er nicht funktioniert. Meine Psyche, weil sie ununterbrochen hämmert. Immer und immer und immer wieder mit voller Wucht. Was ich jedoch mitnehme ist, dass man aufpassen muss was man sagt und wem man vertraut. Wie man mit ungefragten Meinungen umgeht und die Pandemie irgendwie verstehen zu lernen. Ich war zu keiner Zeit ein Querdenker und werde auch nie einer sein, allerdings habe ich manche Dinge nicht wirklich verstanden. Jeder, der so einer ist kann sich gerne fernhalten. Brauchen wir nicht!!! Ich finde es auch falsch zu sagen, dass ich durch diese Lockdowns in ein Loch gefallen bin. Dieses seelische Monster war schon immer in mir, allerdings wurde es mit Minute um Minute mehr gefüttert in der mein leben stillstand. Stillstand – schwer zu ertragen genauso wie schweigen.

In diesem Sinne….

Euer Ratho

https://www.instagram.com/ratholang/

Deborah gib mir die Hand – World Mental Health Day

WOW – er schreibt schon wieder!

Hallo ihr Lieben,

heute ist World Mental Health Day! Was bedeutet das? Mental Health – psychische Gesundheit…oft wird das nicht wirklich als Krankheit angesehen. Dieser Tag ist dazu da, um das Augenmerk gezielt auf dieses wichtige Thema zu lenken. Psychische Erkrankungen in den Mittelpunkt zu richten – auch für die breitere Masse, die keinen Berührungspunkt damit haben. Ich werde euch unten auch einen Link von der Deutschen Depressionshilfe reinpacken!

Was will ich dazu jetzt schreiben? Genau DAS!

Seit der Realschule wurde ich gemobbt. Ich war immer der dicke, der schwule, das Mädchen und vieles mehr. Mittlerweile kann ich darüber lachen oder zumindestens lächeln, weil vieles aus der Unsicherheit der anderen entsprungen ist. Hat mich das geprägt? Ja, es hat mich aufjedenfall geprägt und auch die ein oder andere Narbe hinterlassen.

In meinem Arbeitsalltag und meiner Pubertät ging es weiter…“Du fette Schwuchtel“ – „Was bist du eigentlich Junge oder Mädchen?“ – „Du bist einfach hässlich“ – „Mit so jemanden will ich nicht zusammenarbeiten!“…und vieles mehr. Ich wurde bespuckt auf offener Straße und manche Mitbürger dachten auch ich hätte kein Recht auf einen Sitzplatz oder eine Meinung. Ich sollte mich immer verändern. Meine Mutter wollte auch das ich eher Baggyhosen trage anstatt Schlaghosen.

Verändern sollte ich mich immer! Erstens um anderen zu gefallen! Zweitens um in die Gesellschaft zu passen und zum Schluss damit ich meine Arbeit nicht verliere. Ich hab es nie gemacht. Ich wollte es nicht. Ich bin stark und das ist mein Leben. Die Narben wurden immer mehr. Mein Herz immer zerbrochener und mein Vertrauen nahm sich Urlaub mit einem One-Way-Ticket. Ich hab an mir gearbeitet immer gelacht und gelächelt egal wie es mir ging.

Hat mich jemand wirklich gefragt wie es mir geht? Nein, es waren immer diese oberflächlichen Floskeln. In mir war Krieg! Mein einzigstes Ziel war mich selbst zu zerstören. Das was andere Menschen versucht haben wollte ich nun selbst machen. Ich habe mich nie gut genug gefühlt und das tue ich auch heute noch nicht so ganz, obwohl ich es schon sehr weit geschafft habe. Ich wurde depressiv. In der heutigen Zeit klingt es schon fast wie ein Klischee, weil glücklicherweise immer mehr Menschen dazu stehen und es öffentlich teilen. Man hat diese Krankheit schwarz auf weiß und trotzdem denkt jeder sie wäre nicht existent. „Man sieht ja gar nichts“ – es ist kein typischer gebrochener Arm. Es ist kein Schnupfen und auch keine Bindehautentzündung.

Ich denke so ganz verstehen können andere Menschen es nicht, wenn sie es nicht selbst erlebt haben oder erleben. Man lebt mit einer Depression. Sie ist wie ein Freund – sehr loyal. Man führt ständig einen Dialog mit sich selbst und mit den Fehlern die man scheinbar macht. Fehler, die zum Leben dazugehören und einen stärker und klüger machen. Wo hab ich Sie kennengelernt? Wie ist diese Beziehung entstanden und wann kann ich mich endlich trennen?

Bei mir liegt viel in der Kindheit und Jugend begraben. Kleine Narben die immer wurden. Die Angst. Die Angst, nicht geliebt zu werden. Vergessen zu werden und einsam zu sein. Die Schläge durch meinen Ex-Freund. Die Dinge, die mit mir gemacht wurden, die ich nicht wollte. Die Frage warum ich mich nicht gewehrt habe und das ständige „klein bei“ geben.

Es gab Tage an den wollte ich nicht mehr. Ich wollte nicht mehr diese leere spüren. Die Sonne war mir zu hell. Die Nacht war zu dunkel. Die Stunde zu kurz und die Minute fühlte sich an wie eine verdammte Ewigkeit! Mir ging es gut, wenn ich geschlafen habe. Ich durfte aber nicht träumen. Der Weg überhaupt einschlafen zu können war wie ein Spießrutenlauf. Jede Nacht bis heute schwirren tausend Fragen in meinem Kopf und dann aufeinmal Dunkelheit. Es ist leer. Es ist schwarz. Kalt und einsam.

Ich kann das Gefühl nicht wirklich beschrieben. An manchen Tagen bin ich der glücklichste Mensch. An anderen Tagen bin ich todtraurig und philosophiere über den Sinn des Lebens und warum ich überhaupt hier bin. Mich zu lieben ist bestimmt schwer, weil ich selbst nicht einmal mit mir und diesen Momenten umgehen kann und konnte. Die Familienmitglieder fragen „Gehts dir schon besser?“ – man weiß das sie es nur gut meinen, allerdings ist das für mich der falsche Weg gewesen. Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt. NEIN! Mir geht es nicht besser aber was soll ich sagen? Keiner versteht wie es in mir aussieht, nicht einmal ich.

Ok. Es ist ein Raum. Dieser Raum ist dunkel und wenn du schreist bleibt deine Stimme einfach stumm. Du bist stumm aber willst schreien. Du willst weg kannst es aber nicht. Der Raum hat keine Fenster. Er ist leer. Leer wie die Gedanken und zeitgleich genauso schwer wie die Narben, die versuchen dir langsam die Luft zum atmen zu nehmen. Kleinste Probleme sind für mich plötzlich riesige Aufgaben gewesen. Ich habe einfach geweint, weil ich nicht mehr konnte. Ich habe mich schwach und verletzlich gefühlt und an den guten Tag wie Herkules. Herkules – der alles schaffen kann und sich Ziele vornimmt. Diese Ziele wurden Träume! Aus diesen Träumen wurden Albträume. Ich habe mich selbst unter Druck gesetzt und die Außenwelt noch dazu.

Nimm Farbe und mach diesen verfickten Raum BUNT!!!

Viele wollten etwas mit mir unternehmen um mich abzulenken. Ich wollte nicht. Ich wollte in meinem Bett sein – ganz allein. Ich wollte den ganzen TV schauen und essen. Essen! Gegessen habe ich immer, wenn ich Frust hatte. Früher waren es Schokorosinen und Mini-Dickmanns…Mit 10 oder 11 Jahren war ich mal wieder alleine, weil ich nicht mehr wichtig war. Wann war ich wichtig und für wen bin ich wichtig? Für niemanden, dachte ich zu dieser Zeit. Diese Zeit spielt vor ca 5-6 Jahren. Ich war 23 und irgendwie am Ende meiner Kräfte. Ich wollte nicht mehr und hab es auch versucht zu beenden. Keiner hat es gemerkt, keiner wollte es merken.

Ich mache niemanden einen Vorwurf daraus. Es ist nicht einfach, wenn man sich komplett abschottet ein Gespräch zu führen. Ich wollte auch nicht sprechen. Ich war wie ein Hülle. Jeden Tag zur Arbeit und nachhause. Ich bin zusammengebrochen unter der ganzen Last von 13 Jahren. Ich hab mir Hilfe gesucht und habe daran gearbeitet. Es ist nicht schlimm schwach zu sein, wenn du dir helfen lässt. Ich habe heute auch schon geweint. Wieso? Hmm, weil ich verletzt war und auch erschrocken über mich selbst. Ich habe mich viel zu schnell geöffnet und hatte gehofft mich findet jemand gut. MICH!! Mich, der sich immer noch fett fühlt und gar nicht so heiß wie manche denken. Meine Unsicherheit wird oft als Arroganz ausgelegt, allerdings weiß ich nicht wie ich mich verhalten soll. Früher wurde immer gleich irgendwas blödes gesagt oder „du gehörst hier nicht dazu“. Gehör ich jetzt dazu?

Haha, das war der Witz des Tages. Plötzlich war da wieder diese Ausweglosigkeit. Diese schwere Traurigkeit und dieser Raum. Ich habe aber mittlerweile die Tür gefunden. Ich besuche ihn eben nur noch und wohne nicht mehr darin. Ich bin mir sicher, dass er auch bald Fenster haben wird und ich ihn immer heller bekommen werde. Das schreiben hilft mir oft mich zu sortieren. Mich richtig auszudrücken und zu vergessen. Die Narben verheilen aber es kommen auch immer wieder neue Wunden dazu. Jeder Mensch hat doch Probleme, oder? Die Glücklichsten scheinen sogar traurig.

Meine Verlustängste bringen mich manchmal um den Verstand und ich weiß nun auch wieso ich oft „nachgebe“ oder mir mehr gefallen lasse. Damit ich eben keinen verliere, allerdings ist das mehr als FALSCH! Selbst, wenn man in einer depressiven Phase allein sein möchte so gern hätte man auch endlich jemanden bei sich. Man stößt zwar immer die wichtigen Menschen von einem weg aber das ist ein Fluchtreflex? Oder die Angst für den Partner zu schwer zu werden. Versteht ihr was ich meine? Man wird eine Last für den anderen. Das denkt man zumindestens…und es stimmt nicht! Eine Depression ist ein Komplexes Thema und es gibt soviel unterschiedliche Definitionen und Krankheitsbilder. Ich bin definitiv KEIN Experte, allerdings wollte ich einfach mal teilen wie es so bei mir aussieht.

Heute an diesem Tag wollte ich einfach mal wieder was zu diesem Thema schreiben. Ich lache, aber bin ich wirklich glücklich? Ist es vielleicht nur ein Schutzschild damit man meinen inneren Kampf nicht bemerkt? Es ist immer eine Mischung aus beidem. Nicht jeder Tag ist gleich und nicht jeder Mensch. Wir sollten dieses Thema von psychischer Gesundheit ernst nehmen und nicht belächeln. „Ist doch nur eine Depression“ oder “ Was wieder ein Burn Out!“. Es ist nicht „NUR“ etwas… es ist etwas wichtiges!

In der heutigen Zeit leiden immer mehr Menschen an diesen Krankheiten. Man sollte sich vielleicht die Frage stellen wieso es dazu kommt. Für mich persönlich habe ich einige Gründe gefunden… Mein familiäres Umfeld und die Gesellschaft. Dieses ständige besser sein zu müssen, als jemand anderes. Der soziale Druck gegenüber dem Aussehen und der perfekten Erscheinung. Das schnelle Lieben ohne wirklich zu lieben. Du musst funktionieren! Immer!

Ich möchte das ihr wisst, dass man nie alleine ist. Ich weiß, dass ist wirklich schwer! Ich wollte mein Leben damals nicht mehr und ich bin froh das ich es noch habe, selbst wenn es manchmal verdammt schwer ist. Es ist schwer man selbst zu sein. Es ist schwer in diesen dunklen Raum in seinem Kopf zu kommen und plötzlich schwach zu sein. Ich habe mittlerweile die Tür gefunden und das könnt ihr auch! Es ist eben wie eine Freundschaft – sehr loyal und trotzdem hat man Zeit für sich! Vergesst nie das man Hoffnung nicht verlieren kann. Ihr werdet geliebt und jeder verdickte Stein auf eurem Weg bringt euch nur zu der großen Villa – erbaut aus den Steinen, die ihr schon aus dem Weg geräumt habt.

Fühlt euch gedrückt! Denkt dran – nur weil man es nicht sieht ist es nicht weniger wichtig oder verletzend!

Euer Ratho

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/